Zu Besuch in Berlin: Studienfahrt des Beruflichen Gymnasiums Eschwege

Bereits im Juli 2025 lag die Buchungsbestätigung des Bundestags vor und die organisatorische Vorbereitung begann. Der erste Tag bot ein vielfältiges Programm, das die politische und gesellschaftliche Vielfalt Berlins widerspiegelte und den Interessen der Schülerinnen und Schüler Rechnung trug. Das laut Kerncurriculum verpflichtende Thema „Herausforderungen der Parteiendemokratie“ bot sich hervorragend an theoretische Inhalte wie Aufgaben von Parteien realitätsnah erfahrbar zu machen.  Alle Kurse bereiteten sich zudem intensiv auf den Besuch vor, indem sie sich über die Abgeordneten sowie deren Parteien informierten und verschiedene Frageformate entwickelten. In der ersten Dezemberwoche unternahm dann der gesamte Jahrgang der Qualifikationsphase 1 des Beruflichen Gymnasiums im Fach Politik und Wirtschaft eine zweitägige Studienreise nach Berlin.

Abwechslungsreicher erster Tag

Nach der Anreise mit dem Zug starteten die Lehrkräfte Frau Kage, Frau Kuhnsch, Frau Carl und Herr Bösenberg gemeinsam mit der Lehrkraft im Vorbereitungsdienst Frau Hoffmann, mit den Lernenden in ein abwechslungsreiches Programm.  Dieses konnten sie sich individuell aus politischen Themenbereichen zusammenstellen. Im Haus der Kulturen der Welt gab es eine Führung durch die Ausstellung „global facisms“, welche sich mit dem Erstarken faschistischer Denkweisen in vielfältiger Form auseinandersetzt und Werke von fünfzig internationalen Künstlern*innen vereint. „Auf den Spuren der Hausbesetzer“ waren einige Schülerinnen und Schüler in Kreuzberg unterwegs und beschäftigten sich mit der Geschichte von Stadtentwicklung und Protestkultur. Eine weitere Gruppe besuchte das Museum für Kommunikation und nahm am Workshop „Macht Medien“ teil. Im Zentrum stand die Frage, warum Medien in demokratischen Gesellschaften als „vierte Gewalt“ gelten und wie sie Meinungen und gesellschaftliche Debatten beeinflussen. Nach einer Führung durch die beeindruckende Architektur des Jüdischen Museums nahmen die Schülerinnen und Schüler an dem Workshop „Das Gerücht über die Juden“ teil, der sich kritisch mit Antisemitismus auseinandersetzte. Im Rahmen eines Angebots der Bundeszentrale für politische Bildung diskutierte eine weitere Gruppe mit einem Referenten das Thema „Update Demokratie“. Am Nachmittag blieb Zeit für gemeinsame Aktivitäten in Kleingruppen. Viele nutzen die Gelegenheit, Berlin auf eigene Faust zu erkunden oder einen der stimmungsvollen Weihnachtsmärkte zu besuchen.

Politik zum Anfassen im Bundestag

Am Freitagmittag nahmen die Schülerinnen und Schüler gegen 11:00 Uhr an der Plenarsitzung auf der Besuchertribüne teil. Nach dem Tagesordnungspunkt „Bargeld und Bitcoin“ füllte sich das Plenum, da eine namentliche Abstimmung zum Rentenpaket bevorstand. Die Gruppe erlebte unmittelbar, wie parlamentarische Debatten und Entscheidungen ablaufen. Anschließend folgte der für viele spannendste Programmpunkt: das einstündige Gespräch mit zwei Bundestagsabgeordneten. Aus unserem eigenen Wahlkreis 168 Werra-Meißner – Hersfeld-Rotenburg begrüßte uns Herr Wilhelm Gebhard neues MdB (CDU). Ebenfalls neu im Bundestag, empfing uns Frau Violetta Bock des benachbarten Wahlkreises 167 Kassel (Die Linke). Nach einer kurzen Vorstellung der beiden Abgeordneten ging es in offener Atmosphäre um Fraktionszwang, den Wehrdient, Bildung und das Bürgergeld.

Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich beeindruckt von der Offenheit und der Möglichkeit, Politik direkt und ungefiltert zu erleben: „Wir haben auf jede Frage eine Antwort bekommen, und Rückfragen wurden respektiert. Besonders gut war es, zwei unterschiedliche Parteipositionen direkt vergleichen zu können“, so die Rückmeldung der Schülerinnen und Schüler.  Nach einem Besuch auf der Kuppel und dem gemeinsamen Mittagessen im Paul-Löbe-Haus blieb etwas Freizeit, bevor am späten Nachmittag die Rückreise angetreten wurde.

Ein Fazit voller positiver Eindrücke

Die Studienfahrt war für den gesamten Jahrgang sowohl fachlich als auch persönlich ein Gewinn. Neben den offiziellen Programmpunkten boten die gemeinsamen Unternehmungen die Gelegenheit, den Zusammenhalt zu stärken und Berlin als lebendige Metropole kennenzulernen. Die Mischung aus politischer Bildung, kulturellen Eindrücken und gemeinsamen Aktivitäten sorgte für eine rundum gelungene Fahrt. Das Fazit von Lehrerin Kuhnsch, die die Fahrt maßgeblich koordinierte, fällt positiv aus: „In den beiden Tagen und in den Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern sowie Kolleginnen und Kollegen wurde mir deutlich, dass sich die Fahrt gelohnt hat. Das vielfältige Programm hat mit Sicherheit Interesse an Politik geweckt und dazu angeregt, die eigene Situation zu reflektieren und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Unparteiisch, aber nicht wertfrei – denn trotz des Unvereinbarkeitsbeschlusses der CDU gegenüber der Partei Die Linke hat politische Bildung hier Wirkung entfaltet und Demokratie von ihrer besten Seite gezeigt.“

Ein besonderer Dank gilt Herrn Wilhelm Gebhard und Frau Violette Bock. Sie ermöglichten gemeinsam die Fahrt von 74 Jugendlichen mit geförderten Plätzen.