Fachoberschüler besuchen „Woyzeck“ als Ein-Mann-Inszenierung

Schon deshalb, weil Woyzeck im Fach Deutsch für Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule prüfungsrelevant ist, war das Interesse an der Aufführung groß. Die Spannung stieg noch einmal, als bekannt wurde, dass Schauspieler Reimund Groß das Stück ganz alleine spielen würde. Immerhin treten im Drama 21 Figuren auf, von denen mindestens fünf für die Handlung unerlässlich sind. Geht das überhaupt?

Nach dem Auftritt stand fest: Das geht! Groß bewies eindrucksvoll, dass Schauspiel Handwerk ist. Sein erster Auftritt wirkte zunächst wie der eines Musikers – Gitarren-Soundcheck, Einsingen – doch dann zog er das Publikum mitten ins Geschehen: „Ein Mord. Ein echter Mord. Ein schöner Mord.“ Von da an wechselte er mühelos zwischen den Charakteren: dem verzweifelten Woyzeck, seiner untreuen Marie, dem selbstgefälligen Hauptmann oder dem überheblichen Doktor. Besonders beeindruckte die Jahrmarkt-Szene, in der Groß zwischen Marktschreier, „astronomischem Pferd“ und Tambourmajor sprang – alles im Originaltext und musikalisch untermalt.

Im anschließenden Gespräch brachte Groß es auf den Punkt: „Schauspielerei ist Handwerk.“ Ein guter Schauspieler beherrsche sein Fach und könne den Wechsel zwischen verschiedenen Figuren selbstverständlich leisten, ohne dass dabei Abstriche in der Verständlichkeit entstünden. Das ist ihm gelungen: Eine ungewöhnliche, aber beeindruckende Inszenierung – und eine super Vorbereitung für die Abschlussprüfung.